„Das Ziel ist dies: mich immer dahin zu stellen, wo ich am besten dienen kann, wo meine Art, meine Eigenschaften und Gaben den besten Boden, das größte Wirkungsfeld finden. Es gibt kein anderes Ziel.“

 

(Hermann Hesse, Narziss und Goldmund)

Dieses Zitat ist Martin Grand, der Hesses „Narziss und Goldmund“ bereits in seiner Jugend gelesen hat, wie auf den Leib geschrieben. Der gebürtige Nürnberger hat seinen „besten Boden“ als Augenoptiker- und Hörakustiker-Meister in seinem Beruf gefunden. Das erfolgreiche Traditionsunternehmen „Grand Optik und Akustik“ am Schlossplatz in Lauf liegt bereits seit dreißig Jahren in seinen Händen.

Einen Platz im Leben finden

 

Martin Grand wuchs mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester in Lauf auf und besuchte hier nach der Grundschule zunächst das Gymnasium. Er wechselte dann nach einiger Zeit auf die Realschule. Schule war einfach nicht das Richtige für ihn. Er war schüchtern und tat sich mit dem Lernen eher schwer. Der junge Grand hatte einfach seinen Platz noch nicht gefunden. Erst als Dreizehnjähriger fand er in einer christlichen Freizeit Gleichaltrige, mit denen er etwas anfangen konnte. Die Kirche bot ihm ein Zuhause, das bis heute Einfluss auf ihn hat und sich wie ein roter Faden durch sein Leben zieht.

Nach der mittleren Reife begann Martin Grand eine Ausbildung zum Augenoptiker in Nürnberg. In der Berufsschule wurde aus dem zurückhaltenden Jungen ein engagierter Schüler, der es sogar zum Klassensprecher brachte und einen „guten Draht“ zu den Lehrern hatte.

„Endlich hatte die Schule auch etwas mit meinem Leben zu tun.“

Als Geselle arbeitete Martin im väterlichen Betrieb und machte 1984 seinen Meister als Augenoptiker in Köln. Ende der achtziger Jahre folgte die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker in Lübeck.

Besonders geprägt hat Martin der Zivildienst, den er als 25-Jähriger im Wichernhaus der Rummelsberger Diakonie in Altdorf leistete. Die Arbeit mit körper- und mehrfachbehinderten Jugendlichen hatte großen Einfluss auf sein Werte, seine Moral und Einstellung zu Mensch und Umwelt. Hier hat Martin auch seine Frau Lisa kennengelernt, mit der er später für einige Zeit nach Lübeck zog und sie auch dort heiratete.

Optik und Akustik mit Tradition und Herz

 

„Grand Optik“ wurde von Gerhard Grand 1952 in Röthenbach gegründet und zog 1956 nach Lauf. 1995 wanderte das Geschäft mit Service und Werkstatt in die Hände von Martin. Die Übergabe an die Folgegeneration gestaltete sich alles andere als einfach, und viele Berater bissen sich an den beiden Grands die Zähne aus. Martin fand in dieser Zeit Unterstützung in seinem Wegbegleiter und persönlichen Mentor Bert Kemming, dem katholischen Theologen und Meditationsleiter in der Zen-Tradition. Auf seinem Weg als Unternehmer erhielt er bei ihm oft Rat in beruflichen Fragen und Problemen. Bis heute nimmt Martin regelmäßig an Einkehrwochen im Kloster teil.

Martins Herz gehört neben der Familie eindeutig seiner Firma, den Kunden und Mitarbeitern. Er ist mit Leib und Seele Berater, liebt den Kontakt zum Kunden. Er ist sich bewusst, dass die Kunden sich beim Brillen- und Hörgerätekauf in eine verletzliche Situation begeben, die viel Feingefühl und Achtsamkeit erfordert. Martin kennt viele Kunden persönlich seit vielen Jahren, unter anderem kommt seine Grundschullehrerin bis heute in sein Geschäft.

Martin Grand strahlt Ruhe und Ehrlichkeit aus. Eigenschaften, die ihn als Unternehmer und Arbeitgeber auszeichnen. Er beschäftigt langjährige Mitarbeiter und hat auch schon einige in die Rente begleitet. Als Chef ist er für viele Arbeitsmodelle offen, das geht von Teilzeit bis Vollzeit, je nach dem, was ein Mitarbeiter zu seiner Worklifebalance oder in der Familienphase braucht.

Trotz Tradition und Heimatverbundenheit, die man auch einfach unter „hoher Verbindlichkeit“ zusammenfassen kann, ist „Grand Optik und Akustik“ ein hochmoderner Betrieb. Beispielsweise die Hörgeräteakustik ist heutzutage hochtechnisiert. Martin selbst trägt begeistert eines dieser unsichtbaren Exemplare, ausgestattet mit Akku und Bluetooth fürs Podcast- und Musikhören sowie zum freihändigen Telefonieren.

 

Der grüne Unternehmer

 

Martin Grand kann man als „Zeitgenosse mit Bewusstheit“ bezeichnen. Bewusstheit für Menschen und Umwelt. Der 60-Jährige war von 2008 bis April 2020 im Stadtrat für DIE GRÜNEN aktiv. Er hat in seinem Leben eine Haltung von Verantwortung und Bescheidenheit entwickelt, die er auch als Unternehmer und Arbeitgeber lebt. Bei einem Workshop zum Thema Verantwortung hat er mit seinen Mitarbeitern geschaut, was man alles für mehr Nachhaltigkeit tun kann.

Neben Ökostrom von den Laufer Stadtwerken gibt es bei ihm energiesparende Beleuchtung und Fairtradekaffee aus dem Eine Welt Laden. Er hat Firmen und Lieferanten angeschrieben, umweltfreundlich zu versenden, fand den regionalen Brillenglashersteller Rupp+Hubrach Optik GmbH in Bamberg und leitet die Schlacke der Schleifmaschine nicht mehr in den Kanal, sondern nach einem Ausscheideverfahren in den Restmüll. Nur mit den Brillenfassungen wird es schwierig. Da ist er zum Teil noch auf Hersteller aus Asien angewiesen, die einfach preisgünstiger herstellen.

„Ohne Kompromisse geht es dann halt doch nicht.“

Ganz wichtig ist für den Laufer Unternehmer die Förderung des regionalen Handels. Seit vielen Jahren setzt Martin Grand sich in der Werbegemeinschaft Lauf für die Sensibilisierung der Laufer und Lauferinnen ein, regional zu kaufen. Durch Corona hat dieses Bestreben eine Beschleunigung erfahren. Über Nacht entstand aus einer Initiative von Mitgliedern der Werbegemeinschaft die Online-Plattform www.kaufinlauf.de, wo sich jeder Gewerbetreibende schnell und unkompliziert mit seinem aktuellen Angebot im Lockdown platzieren konnte. Aus der Not geboren, reift #kaufinlauf inzwischen zu einer regionalen Händler-Plattform mit Mehrwert.

Martin Grand sieht die Zukunft des regionalen Handels in einer Verbindung von „digitalem und stationärem Angebot“. Er unterstützt die Initiative #kaufinlauf und sieht in der Weiterentwicklung der Plattform, die inzwischen auch einen festen Platz auf der Stadtseite www.lauf.de hat, einen großen Gewinn für seine Heimatstadt.

 

Mit Mitgefühl durch die Krise

 

Corona hat auch Martin Grand einige schlaflose Nächte beschert. Zum ersten Mal musste er Kurzarbeit für seine Mitarbeiter anmelden. Täglich neue Infos von den Verbänden. Als „systemrelevant“ konnte er das Geschäft für drei Stunden täglich öffnen. Gefragt waren allerdings nur Serviceleistungen, die ohnehin kostenlos bei Grand Optik sind: Brille richten, Hörgerät prüfen, Batteriewechsel etc. Die Krisenzeit spielte keinen nennenswerten Verdienst ein. Dennoch konnte Martin Grand mit einer Spendenbox für das Serviceangebot viel Sympathie gewinnen. Schließlich überreichte er der Laufer Tafel eine beachtliche Spende. Zudem hat Grand Optik auch Faceshields aus Plexiglas an die Tafel verschenkt, die der Optikhersteller „Schweizer“ zum Teil zur Verfügung gestellt hatte.

7 Fragen

Morgen- oder Abendmensch?
Abend

Kaffee oder Tee?
Kaffee

Welches ist das beste Buch, das du gelesen hast?
Narziss und Goldmund, Hermann Hesse

Für welche Sache kannst du dich so begeistern, dass du Essen und Trinken vergisst?
Mountainbike

Was ist dein Lieblingsort in Lauf?
Mein Garten

Was ist das Beste an deinem Beruf?
Der intensive Kontakt zu Kunden.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich?
Beziehungen, Dinge und Menschen sind wertvoll.

Schöne Aussichten

 

Mit sechzig Jahren wird es auch für Martin Grand Zeit, sich Gedanken über die Zukunft und seine Nachfolge zu machen, zumal seine beiden Söhne Moritz und Alexander beruflich anderweitig orientiert sind. Martin „arbeitet“ daran und ist sehr zuversichtlich, auch wenn er manchmal ein mulmiges Gefühl vor dem Wandel hat. Er will sich jedoch offenhalten für das, was kommt.

„Da muss mich das Richtige auch ein bisschen anfliegen.“

Langeweile wird ihm wohl nicht drohen. Martin ist leidenschaftlicher Mountainbiker. Zu seinem Fünfzigsten hat er zum ersten Mal die Alpen überquert und ist vor kurzem den „Stoneman Miriquidi MTB“, einen 162 Kilometer langen Rund-Kurs über neun Gipfel im Erzgebirge, gefahren.  Der Familienvater Grand ist ein Mensch, der Familie und langjährige Freundschaften schätzt und pflegt. Nicht zuletzt trägt wohl auch seine über 25-jährige Praxis des Thai Chi dazu bei, dass er als Mensch so authentisch und „ganz“ rüberkommt. Ein Mensch, der seinen Boden gefunden hat.